Vor eineinhalb Jahren sind Mann und ich nach Dorf gezogen, weil wir beide dagegen waren ein Kind in der Großstadt aufzuziehen. Eine Kindheit auf dem Lande wollten wir für Kind, mit Kühen und Garten und Treckern. Und ich muss zugeben, wir haben hier durchaus eine Idylle wie von Astrid Lindgrens Worten gemalt; ein Haus, ein riesigen Garten, Kätzchen und Ziegen. Kind geht jeden Tag mit Opa frische Milch vom Bauern holen. Ja, doch, Kind geht es hier bestens. Allerdings steh ich inzwischen irgendwie mit der Natur auf Kriegsfuß. Die Idylle greift mich an.
Zum Beispiel diese Schmetterlinge. Arg, Schmetterlinge. Bis vor ein paar Wochen fand ich sie noch ganz zauberhaft. Eigentlich hab ich mich immer gefreut wenn es im Garten bunt vor sich hin flatterte. Aber seit neusten werden die Viecher aufdringlich. Ständig benutzen sie mich als Landeplatz, sitzen auf meinen Beinen, Haaren, flattern ins Gesicht. Das nervt. Ja, auch Schmetterlinge sind tief in ihrer Seele nur aufdringliche Insekten.
Dann wäre da noch der Garten. Im Garten wachsen bei uns Obst und Gemüse. So weit so gut. Ich liebe Himbeeren. Keine Frage, dass die nicht fehlen dürfen. Doch sie wachsen und wachsen und wachsen. Ich kann schon keine Himbeeren mehr sehen, habe schon ein paar Schälchen davon eingefroren, jeden Tag futtert Kind sich daran satt und trotzdem. Es sind noch so unglaublich viele Bärchen in Lauerstellung. Ohnehin scheint der Garten mich insgeheim zwangsernähren zu wollen. Immer noch essen wir Blaubeeren, die im Sommer zu ihrer eigenen Sicherheit eingefroren wurden. Wochenlang gabs täglich wechselnd entweder Zucchini oder Bohnen. Und öffnet man die große Gefriertruhe gibt es immer noch eine wunderbare Schicht Bohnen als Decke für alles darunter. Pflaumen, Äpfel, Birnen, Johannesbeeren,… es nimmt kein Ende. Wer soll denn das alles essen?
Am besten mach ich es den zahlreichen Omis und Opis nach, die alles einkochen, einwecken und zauberhafte Marmeladen machen und diese dann anschließend an ihre Lieben verschenken. Früher war ich immer ganz begeistert, welche Arbeit sich jemand gemacht hat um mir Marmelade zu schenken. Jetzt weiß ich, dass ist reiner Selbstschutz. Die netten einweckenden Menschen wollen einfach wieder Platz in den Schränken und Frostern. Sie wollen wenigstens die Hoffnung nicht verlieren, irgendwann nochmal etwas anderes essen zu können. Fleisch zum Beispiel. Jammi. Guten Hunger dann.
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