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Freitag, 15. Oktober 2010

Dorf und Presse

Vielen Dank an Madita für den Anstoß
Wohnt man in Dorf, da ist wohl eins wie das andere, gehört es zum guten Ton die örtliche Kreiszeitung zu lesen. Hat man offen eine Zeit, oder das Handelsblatt während Dorfbesuch vorbeischaut kriegt man schon argwöhnische Blicke alà „Hälst dich wohl für was Besseres!?“ Die Kreiszeitung hingegen wird von nahezu allen obligatorisch abonniert. Kein Wunder. Nicht nur, dass man so über Hochzeiten, Geburten und Beerdigungen informiert wird, man bekommt lebenswichtige Infos frei Haus. Zum Beispiel gab es vor kurzem einen „Artikel“ über den Spielmannszug aus Dorf und dessen Ausflug nach Hamburg. Auch wenn ein Bauer, oder auch seine Kühe, mal besonders viele Kälbchen in einem Jahr bekam, oder eine malende Hausfrau ihre „Werke“ in einem Dorfkaffee, dass zwei Tage die Woche geöffnet hat, ausstellt – alles berichtet die Kreiszeitung zuverlässig.
Es mag Menschen geben, die sich gern mal in einer Zeitung wiederfinden würden. Und ja, ich gebe zu, würde ich in einer RICHTIGEN Zeitung lesen „Em aus Dorf hat es geschafft. Ihr Debütwerk wurde gleich zum Bestseller“  wäre ich stolz und geschmeichelt.
Ins örtliche Käseblatt zu kommen ist hingegen nicht nur leicht, sondern kaum zu vermeiden. Inzwischen hab ich es aufgegeben alle Artikel zu sammeln in denen ich oder einer meiner Familie erwähnt oder abgebildet wird. Klar ruft man sich nochmal gegenseitig an. „Hast dus schon gesehen?“ Und dann ist das Thema aber auch gegessen. Meistens passen die Bilder dann nämlich gar nicht zum Text, oder aber, wenn man ein „Interview“ gegeben hat, werden einem die Worte im Mund verdreht. Was ich nach wie vor sammle, sind die Familienanzeigen soweit sie meine Familie oder Freunde betreffen.
Einmal wurde ein Foto von einer meiner liebsten Freundinnen und mit auf unserer Abi-Party gemacht. Beide waren wir nüchtern und richtig gut drauf. Keine Ahnung wie dieses Foto dann in die Zeitung kam, aber es war riesig und als Titel daneben stand „Adrenalin Rausch und Sangria in Eimern“.  Will man es ernsthaft vermeiden sein Gesicht abgedruckt wieder zu finden bleibt nur eins – zu Hause bleiben und öffentliche Plätze meiden. Selbst der Stadtbummel oder Straßenfest ist nicht sicher.
So gab es einmal ein Foto von mir beim Schuhe kaufen. Für alle zu sehen war Em, sitzend auf einem Hocker bei Deichmann, ein Bein in die Luft gestreckt, mit beiden Händen an einem recht engen Stiefel zerrend, ein Ausdruck im Gesicht, der zugleich auf Hoffnung und Verzweiflung folgern ließ. Das Bild hatte den Untertitel „Kaufrausch trotz Kriese“.  
Wunderbar war auch das Foto von den Ladys und mir auf dem wöchentlichen Sommerstadtfest, auf dem wir wunderbar synchron tanzten und alle wunderbar synchron bescheuert drein schauten. Nicht hübsch, ganz und gar nicht. Gute Werbung für potentielle Verehrer war das damals bestimmt nicht.
Was soll ich sagen, es ist schon gut die Artikel nicht mehr zu sammeln. Es wär doch ein seltsames Bild der Em, das sich ergäbe fügte man all diese Papierschnipsel zusammen.

1 Kommentar:

  1. ich sag nur: "Sackhüpfen mit Eiern im BH." und das als Überschrift zum Thema Orientierungslauf der Feuerwehr. Ja, ein Dorf hat Spaß und der Redakteur erst recht!
    Ein bisschen zweideutig ist es auf dem Dorf ja gerne mal...

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