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Mittwoch, 27. Oktober 2010

Na dann...

Ok, ich hab letztes Mal etwas gejammert. Aber immerhin hab ich diese Seite ja genau dafür gemacht. Nämlich um das, was mich beschäftigt, loszuwerden. Inzwischen hab ich die ersten drei Tage des Wintersemesters unbeschadet überstanden und mich wieder ein bisschen beruhigt.
Etwas frustrierend ist allerdings, dass mir ständig klar wird, dass ich im Schnitt doch ein paar Jahre älter bin als meine Kommilitonen. Am Montag saß ich neben einem sehr netten Mädchen, das fast weinte, weil es nächste Woche Geburtstag hat und schon sooo unglaublich ALT wird. Ha, da muss man doch mal Fragen, oder? Und, was ist? Die Dame wird schon unglaubliche 22. Glaubt mans? Und ich saß daneben mit gut viereinhalb Jährlein mehr auf Schultern. Eigentlich fühl ich mich nicht alt. Bin ich ja auch nicht. Aber für dieses Fräulein wäre ich, glaub ich, der Rente schon recht nahe. Ich hab dann einfach mal mein Alter verschwiegen und ihr mein tiefes Mitleid ausgesprochen. So etwas bekomm ich seltsamer Weise öfter zu hören, wobei ich von den betreffenden Leidenden immer jünger als sie selbst eingeschätzt werde. Seh ich so lütsch aus? Ich werde  von 18 jährigen angeflirtet in der festen Annahme ich sei der höchstens der gleiche Jahrgang. Ohne Ausweis darf ich keinen Wein kaufen. Immerhin, wenn dieser Effekt anhält, kann ich später über Anti Age Maßnahmen nur lachen. Yeah, dann wird das gesparte Geld in Schuhe investiert.
Noch etwas ist mir aufgefallen. Kann sein, dass es vor den Semesterferien auch schon so war, dann hab ichs aber nicht gesehen. Jogginghosen. Was ist das? Also zum Joggen ok, aber warum als Ersatz für richtige Hosen? Hauptsächlich durfte ich die Sporthose an Männchen beobachtet. An übergewichtigen Männchen. Ist das bewusste Selbstironie oder haben Jogginghosen special Gimmicks, wie eine eingebaute Heizung, von denen ich nichts weiß. Ich versteh es jedenfalls nicht, aber vielleicht sollte ich die Idee aufschnappen und demnächst mal in meinen gemütlichen Hausschühchen in der Vorlesung auftauchen. Thekla und ich hatten ja schon mal ein ähnlich geartetes Experiment, allerdings schicker.
Auf jeden Fall geh ich nun ein wenig optimistischer an dieses Halbjahr. Jedenfalls morgen. Vielleicht hälts ja länger. Freitag?

Sonntag, 24. Oktober 2010

Hopp und los

So, ab morgen geht’s wieder in die Uni. Semesterferien sind vorbei und auch meine eigenmächtig verlängerte Woche Urlaub am Meer ist um. Aber ich will nicht. Ich will wieder an die See und mir den Wind um die Ohren pusten lassen. Mit meinen Gummistiefeln durchs seichte Wasser hopsen. Frei sein und sich klein und unwichtig in der Welt fühlen weil man einfach drin aufgeht.
Stattdessen ist nun wieder Stress, Hektik und Selbstgeißelung gefragt. 40 Wochenstunden außer Haus, dazu noch lernen, Kind und Haus – ich möchte hiermit schon mal Burnout für nächsten Frühling anmelden. Und warum das ganze? Ich mag mein Studienfach, finde es interessant und es liegt mir auch. Aber will ich das machen? Ach was wär ich für eine glückliche Friseurin geworden. Oder Schneiderin? Vielleicht sollt ich nach dem Abschluss ne Lehre machen.  Ist es denn so falsch etwas machen zu wollen, das einen glücklich macht, auch wenn man dann nicht zu den Supiverdienern gehört?  
Wenn man immer bemüht ist das Richtige zu machen und dabei unglücklich ist, wirft das  irgendwann die Fragen auf: Ist es nicht vielleicht richtiger zu tun was einen glücklich macht?
Wie oft habe ich Dinge in der Annahme gemacht, es sei das Beste und es ging mir schlecht dabei. Immer wieder gehe ich an Orte, zu Menschen (zurück) weil ich denke, anderen damit etwas Gutes zu tun auch wenn mein Bauch kläglich „nein“ jammert. Und da haben wir sie wieder, die inneren Erzfeinde. Herzlich willkommen zu „Seele vs. Kopf vol. 2“. Vielleicht ist es auch Feigheit die mich antreibt. Tut man das richtige bietet man anderen kaum Angriffsfläche, während Glücksaktionen doch gerne mal als Egotrip missverstanden werden.  Vielleicht fehlt mir schlicht der Mumm etwas zu verändern.
Wie dem auch sei, bis auf weiteres werd ich mich beugen, ein guter Mensch sein und ein bisschen vor mich hin welken.

Freitag, 15. Oktober 2010

Dorf und Presse

Vielen Dank an Madita für den Anstoß
Wohnt man in Dorf, da ist wohl eins wie das andere, gehört es zum guten Ton die örtliche Kreiszeitung zu lesen. Hat man offen eine Zeit, oder das Handelsblatt während Dorfbesuch vorbeischaut kriegt man schon argwöhnische Blicke alà „Hälst dich wohl für was Besseres!?“ Die Kreiszeitung hingegen wird von nahezu allen obligatorisch abonniert. Kein Wunder. Nicht nur, dass man so über Hochzeiten, Geburten und Beerdigungen informiert wird, man bekommt lebenswichtige Infos frei Haus. Zum Beispiel gab es vor kurzem einen „Artikel“ über den Spielmannszug aus Dorf und dessen Ausflug nach Hamburg. Auch wenn ein Bauer, oder auch seine Kühe, mal besonders viele Kälbchen in einem Jahr bekam, oder eine malende Hausfrau ihre „Werke“ in einem Dorfkaffee, dass zwei Tage die Woche geöffnet hat, ausstellt – alles berichtet die Kreiszeitung zuverlässig.
Es mag Menschen geben, die sich gern mal in einer Zeitung wiederfinden würden. Und ja, ich gebe zu, würde ich in einer RICHTIGEN Zeitung lesen „Em aus Dorf hat es geschafft. Ihr Debütwerk wurde gleich zum Bestseller“  wäre ich stolz und geschmeichelt.
Ins örtliche Käseblatt zu kommen ist hingegen nicht nur leicht, sondern kaum zu vermeiden. Inzwischen hab ich es aufgegeben alle Artikel zu sammeln in denen ich oder einer meiner Familie erwähnt oder abgebildet wird. Klar ruft man sich nochmal gegenseitig an. „Hast dus schon gesehen?“ Und dann ist das Thema aber auch gegessen. Meistens passen die Bilder dann nämlich gar nicht zum Text, oder aber, wenn man ein „Interview“ gegeben hat, werden einem die Worte im Mund verdreht. Was ich nach wie vor sammle, sind die Familienanzeigen soweit sie meine Familie oder Freunde betreffen.
Einmal wurde ein Foto von einer meiner liebsten Freundinnen und mit auf unserer Abi-Party gemacht. Beide waren wir nüchtern und richtig gut drauf. Keine Ahnung wie dieses Foto dann in die Zeitung kam, aber es war riesig und als Titel daneben stand „Adrenalin Rausch und Sangria in Eimern“.  Will man es ernsthaft vermeiden sein Gesicht abgedruckt wieder zu finden bleibt nur eins – zu Hause bleiben und öffentliche Plätze meiden. Selbst der Stadtbummel oder Straßenfest ist nicht sicher.
So gab es einmal ein Foto von mir beim Schuhe kaufen. Für alle zu sehen war Em, sitzend auf einem Hocker bei Deichmann, ein Bein in die Luft gestreckt, mit beiden Händen an einem recht engen Stiefel zerrend, ein Ausdruck im Gesicht, der zugleich auf Hoffnung und Verzweiflung folgern ließ. Das Bild hatte den Untertitel „Kaufrausch trotz Kriese“.  
Wunderbar war auch das Foto von den Ladys und mir auf dem wöchentlichen Sommerstadtfest, auf dem wir wunderbar synchron tanzten und alle wunderbar synchron bescheuert drein schauten. Nicht hübsch, ganz und gar nicht. Gute Werbung für potentielle Verehrer war das damals bestimmt nicht.
Was soll ich sagen, es ist schon gut die Artikel nicht mehr zu sammeln. Es wär doch ein seltsames Bild der Em, das sich ergäbe fügte man all diese Papierschnipsel zusammen.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Ein Klassiker

Computer? Ich glaube, könnte ich Computer versehen, könnte ich auch alles andere schaffen. Die Weltherrschaft an mich reißen oder so!?

Was weiß ich eigentlich über diese merkwürdige Kiste hier vor mir? Gar nichts! Dabei kümmer ich mich täglich so liebevoll um sie, massieren ihre Tastertur, streicheln die Maus und manchmal knie ich sogar vor ihr und versuchen sie beschwörend anzubeten - nämlich dann, wenn mal wieder nichts geht. Eigentlich macht dieses Ding doch immer alles so lieb ichs gern hätte. Eigentlich. Eigentlich denke ich auch ich hätte sie im Griff. Eigentlich.

Aber in den Momenten, in denen alles nur noch schwarz wird, oder, viel schlimmer, einfach alles stehen bleibt und ich noch verzweifelt versuche etwas zu retten, da ist es genau anders herum. Dann hat das Mistding mich total im Griff. Ich glaube die machen es mit Absicht! Nur um mich zu ärgern....

Ich versteh mich eigentlich ganz gut mit meinem PC, aber ich glaube im moment hat er seie Tage!

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Hach wie schön

Vor eineinhalb Jahren  sind Mann und ich nach Dorf gezogen, weil wir beide dagegen waren ein Kind in der Großstadt aufzuziehen. Eine Kindheit auf dem Lande wollten wir für Kind, mit Kühen und Garten und Treckern. Und ich muss zugeben, wir haben hier durchaus eine Idylle wie von Astrid Lindgrens Worten gemalt; ein Haus, ein riesigen Garten, Kätzchen und Ziegen. Kind geht jeden Tag mit Opa frische Milch vom Bauern holen. Ja, doch, Kind geht es hier bestens. Allerdings steh ich inzwischen irgendwie mit der Natur auf Kriegsfuß. Die Idylle  greift mich an.
Zum Beispiel diese Schmetterlinge. Arg, Schmetterlinge. Bis vor ein paar Wochen fand ich sie noch ganz zauberhaft. Eigentlich hab ich mich immer gefreut wenn es im Garten bunt vor sich hin flatterte. Aber seit neusten werden die Viecher aufdringlich. Ständig benutzen sie mich als Landeplatz, sitzen auf meinen Beinen, Haaren, flattern ins Gesicht. Das nervt. Ja, auch Schmetterlinge sind tief in ihrer Seele nur aufdringliche Insekten.
Dann wäre da noch der Garten. Im Garten wachsen bei uns Obst und Gemüse. So weit so gut. Ich liebe Himbeeren. Keine Frage, dass die nicht fehlen dürfen. Doch sie wachsen und wachsen und wachsen. Ich kann schon keine Himbeeren mehr sehen, habe schon ein paar Schälchen davon eingefroren, jeden Tag futtert Kind sich daran satt und trotzdem. Es sind noch so unglaublich viele Bärchen in Lauerstellung. Ohnehin scheint der Garten mich insgeheim zwangsernähren zu wollen. Immer noch essen wir Blaubeeren, die im Sommer zu ihrer eigenen Sicherheit eingefroren wurden. Wochenlang gabs täglich wechselnd entweder Zucchini oder Bohnen. Und öffnet man die große Gefriertruhe gibt es immer noch eine wunderbare Schicht Bohnen als Decke für alles darunter. Pflaumen, Äpfel, Birnen, Johannesbeeren,… es nimmt kein Ende. Wer soll denn das alles essen?
Am besten mach ich es den zahlreichen Omis und Opis nach, die alles einkochen, einwecken und zauberhafte Marmeladen machen und diese dann anschließend an ihre Lieben verschenken. Früher war ich immer ganz begeistert, welche Arbeit sich jemand gemacht hat um mir Marmelade zu schenken. Jetzt weiß ich, dass ist reiner Selbstschutz. Die netten einweckenden Menschen wollen einfach wieder Platz in den Schränken und Frostern. Sie wollen wenigstens die Hoffnung nicht verlieren, irgendwann nochmal etwas anderes essen zu können. Fleisch zum Beispiel. Jammi. Guten Hunger dann.

Samstag, 9. Oktober 2010

Feimweh

Für Marry K.

Soweit ich mich zurückerinnern kann hatte ich nie Heimweh. Seit ich klein war hatte ich hingegen eher die Tendenz ständig wegzulaufen. Ich konnte es auf Klassenfahrten nie verstehen, wenn Mitschüler weinend am Telefon hingen und unbedingt nach Hause wollten. Ich liebe meine Familie und bin immer noch gern bei meiner Mama, aber der Ort „zu Hause“ an sich hat mir nie gefehlt. Als ich ungefähr vier war hatte ich mir schon mal, pro forma versteht sich, ein akzeptables Kinderheim ausgesucht, für den Fall, dass meinen Eltern etwas zustößt.
Was in meiner Kindheit noch eher Gleichgültigkeit über mein Aufenthaltsort war, wurde mit einsetzen der Pubertät zu ausgewachsenen Fernweh. Egal wo ich war, ich wollte da weg. Ganz gleich wohin, Hauptsache weg. Zu meinem Geburtstag lege ich seit meinem 13. Geburtstag ein unglaubliches Fluchtverhalten an den Tag. Damals war ich mit einer Freundin, von Mama abgesegnet, nach Dänemark „geflüchtet“. Meine Familie war zu der Zeit eigentlich in Schweden und hat sich extra die Mühe gemacht zu meinem Ehrentag bei mir zu sein. Was soll ich sagen, damals hab ich meiner Mama die Tür vor der Nase zugeknallt, wollte alleine sein und hatte extrem miese Laune. Seit dem fliehe ich jedes Jahr aufs neue – mal in Freizeitparks, ins Ausland, in die Arbeit, ich bin da recht kreativ.
Vor fünf Jahren zog ich dann zum studieren in Hamburg und landete nach einem halben Jahr (inkl. Familiärer Notunterkunft und Horror-WG) im Studentenheim. Ungefähr zur gleichen Zeit verließ mich mein damaliger Freund – nennen wir ihn BeEx – wegen einer Japanerin!!!! (anderes Thema) verlassen. Ich war also völlig allein und ungebunden in einer unpersönlichen Unterkunft. Und trotzdem, zum ersten mal war diese innere Unruhe weg. Ich war wo ich sein wollte und wollte nicht weg. Nicht in dem Wohnheim, aber in meinem geliebten Hamburg, hab ich mein „Heim“ gefunden, dass erst da richtig entdecken konnte. Bald hatte ich dazu auch noch wunderbare neue Freundinnen gefunden und wohnte mit Jan in der Oberliga-WG in der Pussystreet. Es war sooooo wunderbar.
Jetzt wohne ich in Dorf und mein Fernweh ist wieder da. Oder ist es jetzt Heimweh geworden, weil ich weiß wo ich hinwill?

Mittwoch, 6. Oktober 2010

nomen est omen

Wenn man ein Kind bekommt, ist eine Aufgabe unumgänglich - ein Name muss gefunden werden. Hat man, so wie ich, bei fast allen Vornamen sofort Bilder, Personen und Vorurteile im Kopf, wird die Sache um einiges schwieriger. Für mich muss der Name meines Kindes bestimmte Bedingungen erfüllen.
·         Er muss zu einem Kind passen. Horst, Willfried, Edeltraut, Gertrude und ähnliches fällt also weg.
·         Andererseits ist man die meiste Zeit des Lebens erwachsen. Auch da sollte man ansprechbar sein. Also nichts mit Tommy, Bella und artverwandten.
·         Spätere Lebenspartner sollten ihn auch zärtlich hauchen oder im Bett laut rufen können. Töns, Töns, Töns – sowas geht einfach nicht.
·         Der entscheidende Punkt ist aber, der Name sollte möglichst keine negativen Assoziationen hervorrufen.
Und damit zurück zum Titel. Ich denke an „nomen est omen“ ist so einiges dran. Hier einige meiner spontanen Vorurteile… Treffe ich zum Beispiel eine Mandy, Aileen, Chantalle oder Diseree sinkt ihr IQ in meiner Vorstellung rapide. Damen mit solchen Namen sind gerne Kosmetikerinnen, Nageldesignerin, Hostessen oder auch Prostituierte. In Ronnys und Ginos sehe ich prügelnde Ossis. Und, herrgottnocheins, was stellen wir bloß später mit den ganzen Kevins, Justins und den unzähligen Lillis an, die grade die Kindergärten erobern? Ich kann mir einfach keinen Vorgesetzten Justin, keine Chefin Lilli vorstellen. Zum anmotzen, weil nicht vernünftig geputzt oder gemauert wurde, eignen sich diese Namen allerdings hervorragend. Lille könnte aber auch kellnern oder strippen.
Natürlich gibt es auch positive Assoziationen. Wenke, Frauke, Dörte sind für mich Pferdewirtin oder Kindergärtnerin, Knut, Paul und Ole bodenständig und solide. Männer, die auf Tim, Mark, Jan o.ä. hören, sind sowohl Akademiker und in Vorständen zu finden, als auch Musiker oder Künstler im Allgemeinen. Die weiblichen Gegenstücke sind Namen wie Sonja, Simone, oder Sarah. Es scheint, als sei S ein guter Anfangsbuchstabe für einen Mädchennahmen :)
Mir gefallen nordische, aber auch hebräische Namen besonders gut. Ein Jannik, Michel, eine Ida oder Lotta ist mir gleich sympathisch. Manchmal scheint es, als würden einen gewisse Namen begleiten. So gibt es keine Sarah, mit der ich mich bisher nicht wunderbar verstanden hätte. Prinzipiell kann ich keine Diseree ansehen oder ansprechen ohne dabei einen gewissen Brechreiz zu verspüren. Seit dem Kindergarten gibt es immer einen Jan, der auf verschiedenste Weisen Einfluss auf mich hat(te) – vom besten Freund, über Mitbewohner, Dozent, Familie bis hin zum heimlichen nicht endenden Bauchkribbeln – alles war schon dabei. Zufall, oder ist das normal?

Montag, 4. Oktober 2010

Auf der Suche

Fast hat man das Gefühl als würde es uns an allen Ecken mangeln. Zumindest wird überall eifrig nach allem gesucht. Nein, nicht nach essen oder einer Lösung für mehr Gerechtigkeit in der Welt. Gesucht wird nach ganz anderen, natürlich auch sehr wichtigen Dingen… So stöbert Deutschland nach einem Star für Oslo, endlosen Popstars, oder ominösen Supertalenten. Die zauberhafte Sarah Connor hofft auf den X-Faktor, was auch immer in der Welt das sein mag. Wir suchen sowohl Topmodels, als auch Frauen für gestandene Bauern – vielleicht ließe sich dort was Kombinieren? Ein Versuch wärs bestimmt Wert. Und hat ein Mann nicht das Glück als Bauer durchs Leben zu streifen und sich von Frau Bause eine Braut suchen zu lassen, hilft Frau Int-Veen ja auch noch mit „Schwiegertochter gesucht“.  
Ich bin da um einiges bescheidener, wenn aber auch nicht weniger energisch. Ich suche meine Autoschlüssel. Ständig versteckt er sich vor mir. Klar, der liebe Gott war so großartig auch den Ersatzschlüssel zu schaffen, aber was wenn der Notfallautoöffner fehlt? Nein, besser gar nicht erst den Schlüssel #1 verlieren. Leider, so glaub ich, mag er mich nicht und sucht deswegen regelmäßig das weite. Mann hat zwar gleich bei unserem Einzug ein Schlüsselbrett installiert, aber das hilft hauptsächlich den Zweitschlüssel zu sichern. Zahlreiche Umfragen haben ergeben, dass sich der Gesuchte diesmal, wie eigentlich immer, in einer meiner Taschen (Jacke~, Hose~, Hand~) befindet. Dann gehe ich nun mal ans Werk und werde langsam, Schritt für Schritt, Verstand gegen Schlüssel tauschen gehen.
Falls man die nächsten Tage nichts von mir hört, könnte mal jemand in meinen Taschen suchen….

Freitag, 1. Oktober 2010

Walk this way

„Oach, die paar Meter könn‘ wir auch fahren.“ - das scheint eines der Lebensmottos in Dorf. Dass selbst kürzeste Strecken grundsätzlich mit dem Auto zurückgelegt werden, gehört zu den Dingen, die mir erst mit der Zeit aufgefallen sind.
Geht man einmal ganz um Dorf rum, dauert das, bei normaler Geschwindigkeit, um die 40 Minuten.  Also ist das Haus, das vom Ausgangspunkt am weitesten entfernt ist, in maximal  20 Minuten per pedes zu erreichen. Der Tante-Emma-Laden liegt ziemlich genau in der Mitte von Dorf. Und trotzdem. Niemand geht irgendwo hin – immer muss das Auto herhalten. Und das führt zu seltsamen, fast paradoxen Verhaltensweisen.
Braucht man noch Süßes für den Abend, fährt er schnell zum Dorfladen und kauft dort selbstverständlich zu Dorfladenpreisen. Ich ernte aber immer wieder Unverständnis, wenn ich kurz in die Stadt fahre (10 Minuten by car) um einen Haufen Lebensmittel  zu geringen Preisen zu erstehen.
Anderes Beispiel – Partys. Findet in Dorf eine Party statt, fahren die meisten Gäste dorthin. Auf Partys gibt es Alkohol (das Thema hatten wir schon) und da man betrunken nicht fährt, lässt man Autochen stehen und läuft nach Hause. Am nächsten Tag findet dann ein Sternlauf zum Autoholen statt. Ich fasse zusammen: Die Gäste laufen insgesamt einmal zur Lokation und wieder zurück- nur eben in umgekehrter Reihenfolge -  und Fahren aber auch hin und wieder zurück. Es ist also fast, als wären sie zweimal dort gewesen.
Als ich neulich mit Kind meine obligatorische Runde gedreht haben, hatte ich ein erschütterndes Erlebnis. Ein fettes Kind – also Mondgesicht auf Michelinmännchenkörper – fuhr mit einem Quad über die Straße, packte Heu in seinen Anhänger und ab zurück zur anderen Seite gedüst und abgeladen. Dann wieder von vorn. Unfassbar! Allerdings hat das wohl sone Art Tradition. Also das Nichtlaufen. Vor kurzen hat mir Mann erzählt, dass er, kaum den Führerschein in der Hand, immer zum Badeteich (inkl. Party) gefahren ist. Der Teich ist ca. 200 Meter von seinem Elternhaus entfernt und auch sein Bruder tat schon früher so.  Natürlich musste das geliebte Auto am nächsten Tag wiederbeschafft werden….
Es ist aber keinesfalls so, als würden sich die Menschen hier nicht bewegen. Im Gegenteil, regelmäßig finden Radtouren oder auch Wanderungen statt, sonntags geht man spazieren. Nur wird Bewegung eben nicht mit Zweckmäßigkeit verbunden; Schützen- oder Ernteumzug mal rausgenommen.
But Em walks on.